Was für ein Ritt und dann endet er in einem Oldtimer.
Diesen Sommer bekamen wir die Meldung dass ein Hund durch Wiesenburg irrte. Kurze Zeit später konnten wir ihn sichern. Die mysteriösen Umstände seines Auftauchens brachten ihm seinen Namen – Kaspar (Hauser).
Kaspar war mehr tot als lebendig. In seiner Not hatte er verschiedene (giftige) Dinge gefressen, leider auch eine Flasche Eierlikör, die er fand.
Alkoholvergiftung – Magendrehung und – Ruptur.
Es ist dem Idealismus und dem grossen Herz unserer Tierärzte zu verdanken, dass sie Kaspar nicht aufgaben. Völlig entkräftet machten wir uns auf das Schlimmste gefasst, denn jede Statistik sprach gegen Kaspar.
Aber Kaspar war die Hummel, der niemand gesagt hat, dass sie nicht fliegen kann und fast selbstverständlich erholte er sich Stück für Stück.
Mit den Filzplatten verabschiedete er sich auch von seiner Vergangenheit, auf die wir zumindest Hinweise fanden. Kaspar muss auf engem Raum eingesperrt gewesen sein, denn der Urin hatte sich tief in sein Fell gefressen. Alltäglich Sachen kannte er nicht, Menschen gegenüber war er skeptisch, bis panisch.
Und so sehr sich bei emotionalen Schicksalen Kommentare wie „den nehme ich sofort“ oder „er darf zu mir, bitte kein Tierheim“ unter vielen Posts sammeln, so leer blieb unser Postfach, als Kaspar bereit war, zur Vermittlung auszuziehen.
Nur eine Anfrage landete bei uns und sie war auf dem Papier alles andere als ein Traumzuhause für den Hund, der so viel durchgemacht hatte und für den wir uns keine Experimente wünschten.
Eine junge Frau, vollzeit berufstätig, keine Hundeerfahrung – ob das etwas wird?
Was wir da noch nicht wussten – dieses mal hatte Kaspar seine Hummel gefunden, der man nicht gesagt hatte, dass sie nicht fliegen kann.
Denn Frauchen ließ sich von alteingesessenen Tierpflegerskepsis nicht abschrecken, besuchte Kaspar immer wieder, baute Vertrauen auf . Die Hundeanfängerin hörte zu, suchte gemeinsam mit uns Lösungen und bezog sogar den Arbeitgeber mit in ihre Entscheidungsfindung ein.
Und nun einige Wochen nach seinem Auszug können wir nur den Hut ziehen. Aus dem verfilzten, halbtotem Bündel ist ein entspannter, geliebter Familienhund geworden. Jenseits des Tierheimstresses zeigt er sich gegenüber Frauchen leichtführig und ausgeglichen und hat auch schon die ersten Tage im Büro verbracht. Man könnte meinen, unsere Hummel hätte alles vergessen, was sie jemals erleben musste.
Und so endet die Geschichte von Kaspar bei uns und ein neues Kapitel beginnt. Wir sind uns sicher, es wird auch ohne Drama spannend und aufregend und wundervoll werden.
Unser Dank geht an eine Adoptantin, die uns eines besseren belehrt hat, an die vielen Spender und Spenderinnen, die uns mit Tierarztkosten unterstützt haben und letztendlich auch an Kaspar, der nicht nur euch sondern auch uns sehr bewegt hat.
Machs gut du alte Hummel und mach das Beste aus jedem Tag.


